Verantwortung trägt man

Als Kind hatte ich ihn einmal vergessen. Er blieb in Pontresina einfach liegen, mein erster Rucksack, auf dem Bahnsteig zwischen Gleis zwei und drei. Beim Warten auf den Zug hatte ich ihn abgestellt. Erst beim Aussteigen in Alp Grüm, als alle nach ihren Rücksäcken griffen, wurde offenbar: Ich bin ohne! Er reiste dann nach, alleine und im Gepäckwagen, mit Papas Hilfe. Er liess den Verlust melden. Seither weiss ich: Verantwortung trägt man.

Trägt man Verantwortung, darf sie nicht erdrücken. Grösser wurden meine Rucksäcke mit dem Alter. Als Gruppenleiter bei den Pfadfindern trug ich streckenweise sogar zwei, um unterwegs den Jüngsten zu entlasten. Dank der Verantwortung für andere wurde mein Rücken stärker, auch das Rückgrat. Die Freude, bewusster ich sagen zu können, lernte ich kennen. Und auch die Rechenschaft, die man wegen dieser Stärke andern schuldet. Nimmt man Verantwortung wahr, erlebt man sich eingebunden in eine Grösse, grösser als man selbst - und darin auch seine Freiheit und sein Glück dazuzugehören. Fällt Verantwortung weg, kommt da schnell Verunsicherung. Spätestens das Alter kennt diese Krise: Wer bin ich noch und zu wem gehöre ich, so ohne Verantwortung?

Und weil auch diese Ausgabe des Gemeindeblattes „fögl da la raspeda“ verantwortet sein will, sind Rückmeldungen und Diskussionsbeiträge willkommen. Bei dem, was sich zuträgt, und bei dem, woran sie tragen: Ihnen immer wieder auch gute Hoffnung!

Urs Zangger, Pfr.

 

 
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