Neben dem Festtrubel der Fallas gibt es natürlich in Valencia auch viele andere Sehenswürdigkeiten.

In der Innenstadt beeindruckt der Mercat Central mit den herrlichen Früchten und dem knackigen Gemüse, mit fangfrischen Fischen und Meeresfrüchten aller Art, frischem Fleisch oder geräucherten Spezialitäten, Nüssen und Gewürzen (vom echten Safran, der grammweise verkauft wird bis zum Colorante, der den Reis in der Paella schön gelb macht). Es ist uns immer ein grosses Vergnügen über südländische Märkte zu schlendern und die leckeren – oft unbekannten Dinge zu bestaunen, deren Duft wahrzunehmen und ein paar Kleinigkeiten einzukaufen. Diese Markthalle wurde 1920-1928 erbaut und ist reinster Jugendstil (in Spanien Modernismo genannt), geprägt von Stahl und bunten Glasfenstern. Beeindruckend ist die Dachkonstruktion mit der 30 Meter hohen Kuppel. Selbstverständlich fehlen weder das Stadtwappen Valencias noch Abbildungen von Orangen. Der Mercat Central ist einer der grössten Märkte Europas, denn auf 8130qm stehen fast 1000 Marktstände, an denen täglich (ausser an Sonntagen) rund 15000 Kunden ihre Lebensmittel kaufen.

Gegenüber dem Haupteingang zur Markthalle steht die Lonja de la Seda, die historische Seidenbörse von Valencia, von der aus seit Anfang des 16. Jahrhunderts Seide nach ganz Europa exportiert wurde. Das Gebäude überrascht mit einer wunderbaren Säulenhalle. Man glaubt in einem aus Stein gemeisselten Palmenhain zu stehen. Die 16 massivenSäulen „wachsen“ 16 Meter in die Höhe und gehen dann als Rundbögen in die Decke über, was den Eindruck von Palmen noch verstärkt. In diesem spektakulären Saal trafen sich die Kaufleute Valencias um mit Seide und Geldgeschäften reich zu werden. Vom Innenhof führt eine Aussentreppe in den grossen Versammlungssaals des Consulado del Mar, einer Institution, die über den Handel zur See und auf dem Land wachte und in Streitfällen auch Urteile aussprach. Besonders sehenswert ist die Decke, die durch eine reich verzierte Holzkonstruktion und der Bemalung in Schwarz und Gold beeindruckt, aber auch der Fussboden. Der Innenausbau dieses Handelshauses legt Zeugnis dafür ab, wie wohlhabend viele Familien in Valencia einst waren.

Der Bahnhof Estacio del Nord wurde 1917 eingeweiht. Das eindrückliche Gebäude steht noch heute unverändert da. Sein Baustil wird der Kunstströmung der „Wiener Sezession“ zugeschrieben und ist eine Hommage an die an die Landwirtschaft der Region (Orangen, Lorbeer, Rosen leuchten von den Kachelbildern) der Region. Besonders sehenswert sind die Mosaike an Decken, Wänden und Böden sowie die Schmiedeeisenelemente und die Keramikflächen in prächtigen Farben. Die Farbintensität der Ornamente und Mosaike ist beeindruckend!

Gleich neben dem Bahnhof steht die Stierkampfarena (Arena de Toros), die eher nüchtern wirkt und nur dank der vier Stockwerke hohen durchgehenden Arkaden auffällt. Wie die Arena innen wirkt, können wir nicht sagen, da wir sie nicht betreten haben. Sie hat einen Durchmesser von 52 Metern, ist 17,65 Meter hoch und hat Platz für knapp 13‘000 Zuschauer. Während der Feierlichkeiten der Fallas ist der Höhepunkt der Stierkampfsaison in Valencia. Zu diesem Anlass sollen die besten Matadores, aber auch die kräftigsten Stiere nach Valencia kommen! Das heutige Gebäude wurde im klassizistischen Stil zwischen 1850 und 1860 errichtet. Für die damalige Zeit war es bautechnisch eine Sensation. Zufall ist es sicher nicht, dass diese Arena dem Kolosseum in Rom gleicht, denn hier wie dort fanden (und finden) blutige Kämpfe statt und hier wie dort gewannen (und gewinnen)  einmal die Tiere und einmal die Menschen.

 

Am grossen Rathausplatz fallen zwei Gebäude ganz besonders auf: das Ayuntamiento (Rathaus) mit seinem grossen Glockenturm und gegenüber das Hauptpostamt (Edificio de los Correos), das 1922 eröffnet und 2000 renoviert wurde. Es ist im Ekletizismus gebaut, das heisst, es wurden Architekturelemente von verschiedenen Epochen gemischt. Auffallend ist der metallene Aufbau, eine Kopie des ursprünglichen Fernmeldeturms. Besonders auffällig ist auch der Eingangsbereich mit seinen ionischen Zwillingssäulen, einem Rundbogen und allegorischen Figuren. Der Blick ins Innere des Gebäudes lohnt sich, denn die zweistöckige Zentralhalle wird von einer ellipsenförmigen Glaskuppel mit Stadtwappen überspannt.

Die Fassade des Rathauses erinnert an einen Barockbau, aber das absolut symmetrische Gebäude wurde erst 1934 vollendet. Das kunstvolle Gebäude zeugt vom einstmaligen Wohlstand der Stadt. Die Grundlage des Rathauses ist eine Mädchenschule aus dem 18. Jahrhundert, in das der Stadtrat 1854 einzog, als der bis dahin als Rathaus genutzte gotische Bau baufällig wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts, als die Stadt stark wuchs, entstand mit einem Anbau die heutige Grösse. Über dem Eingangsportal gibt es einen breiten Balkon, der zu Repräsentationszwecken (Falla Mayor) genutzt wird. Das palastartig wirkende Bauwerk bekommt seinen besonderen Reiz durch zwei Rundtürme mit elliptischen Kuppeln. Diese wiederum erhalten ihre spezielle Ausstrahlung durch glasierte Kacheln. Dieser Abschnitt des Hauses wird noch einmal durch einen hoch aufragenden Turm mit metallener Stahlgerüst-Kuppel und einem Uhrwerk betont. Von Montag bis Freitag ist das Rathaus vormittags zur Besichtigung geöffnet, dann besteht die Gelegenheit, auch einmal das Innere zu besichtigen.

Das Rathaus ist von aussen schon sehr prächtig, doch das Innere des Gebäudes übertrifft diese Pracht noch einmal. Besonders die Sala de Cristal, der Kristallsaal, erinnert mit seinen Gewölben, Deckenmalereien, Stuck-Verzierungen und gewaltigen Kronleuchtern an Festsäle in prunkvollen Schlössern. Im Stadtparlament sind vor allem die Bänke aus edlem Holz ansehenswert. Insgesamt 109 Abgeordnete finden hier Platz.