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Die Privatisierung
einzelner Berufsgattungen und die Reformen in der Landwirtschaft,
kommen nur schleppend voran. Bild: GMC/Gerd Müller
Bis 2015 sollte die sozialistische Rosskur des Regimes
1,8 Millionen Menschen in die Marktwirtschaft katapultieren, welche die
post-sozialistische Marktwirtschaft auf Vordermann bringen und Kuba vor
der Pleite retten sollen. Das scheint zurzeit rein planwirtschaftliches
Wunschdenken, denn Kuba kommt nur zögerlich mit den Minireformen voran,
wie Knut Henkel in der “WoZ” über den 6. Parteitag der PCC (Partido
Comunista de Cuba) schreibt.
Den Brüdern Castro ist das Parlieren mit der grossen Kelle in die Wiege
geschüttet worden, so wie der kubanische Rum in die Fässer geschüttet
wird. Die Apelle oder «Ilamamientos», wie sie in Kuba genannt werden,
wiederholen sich gebetsmühlenartig und verhallen ohne grosse Wirkung.
Jedenfalls brachten sie die Kubanische Wirtschaft bisher kaum in Schwung.
Auf der Suche nach einem neuen kollektiven Wirtschaftsmodell am
Parteikongress in Havanna, in dem das Zauberwort “Aktualisierung” immer
wieder fällt und häufig von “Modernisierung” gesprochen wird, das Wort
“Reform” aber immer noch nicht im Wortschatz vorkommt, geht es darum
«effizienter zu reagieren» und dabei «Ressourcen zu sparen». Das sind zwar
neue Töne, aber noch keine staatstragenden Rezepte für eine bessere
Zukunft.
Dennoch wird sich das Leben der Kubaner grundlegend verändern. Schritt für
Schritt. Das Giesskannenprinzip hat ausgedient, die “Libreta” ist zum
Auslaufmodell geworden. Die automatische, wenn auch dürftige, dafür aber
flächendeckende, kostenlose Grundversorgung mit Nahrungsmitteln und Gütern
des Alltags (so z.B. Reis, Bohnen, Seife, Waschmittel), welche jedem
Kubaner durch das Bezugsbüchlein “Libreta” monatlich zustehen, soll „auf
dem Scheiterhaufen der kubanischen Geschichte verbrannt und zum Müll
geschüttet werden“.
Auch mit der doppelten Währung dürfte es bald vorbei sein. Der schwache
“Peso Cubanol” kann sich wohl auch nur noch kurze Zeit ins zweite
Jahrzehnt des neuen Jahrtausends retten.
Die Legalisierung des Verkaufs von Autos (Oldies) und Immobilien, die
bisher nur unter dubiosen Bedingungen getauscht werden konnten, dürften
Kuba auch nicht wesentlich vorwärts bringen. Denn wer möchte schon in
einem Staat investieren, der für Investoren als unberechenbar und äusserst
schwierig gilt. Investoren aus dem Ausland wird inzwischen die Möglichkeit
geboten, marode Hotels oder Industrieanlagen zu erwerben und zu
modernisieren, aber 51% des neuen Anlagewertes bleiben beim Kubanischen
Staat! Die auf dem Parteikongress gefassten Beschlüsse gehen nicht weit
genug, um dem eingerosteten Staatsapparat auf die Sprünge zu helfen. Das
Problem des alten Regimes, das sich an seine Pfründe klammert und keine
internen Reformen im Staatsapparat vornimmt liegt darin, dass die PCC die
Zügel nicht aus der Hand geben will.
Der Staat lähmt die Bereitschaft der Kubaner, sich marktwirtschaftlich
selbständig zu machen durch zu viele Regulationen und planwirtschaftliche
Eingriffe (Lizenzgebühren). Das anvisierte Privatisierungsmodell bleibt so
unattraktiv wie bisher. Auch in der Landwirtschaft, dem grössten
Sorgenkind Kubas, werden keine Fortschritte erzielt. Trotz 143’000 neuen
Kleinbauern ist die landwirtschaftliche Produktion auf der Insel weiter
gesunken, denn. auch dieser Sektor ist durch staatliche Vorgaben und
Verpflichtungen viel zu stark geregelt.
Aufgrund der starren Rahmenbedingungen und der Lizenzabgaben dürfte es
auch den mittlerweile rund 200’000 selbständig Erwerbenden schwer fallen,
auf einen grünen Zweig zu kommen. Das Regime hofft, dass die grossen
Ölvorkommen angezapft werden können, die Kuba zu einem Geldsegen
verhelfen, ohne dass die Kubaner die dringend notwendigen Korrekturen im
System machen müssen. Das Regime spielt auf Zeit und hofft auf bessere
Zeiten.
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