GESCHICHTE KUBAS (in Stichworten)
       
  1492 entdeckt Christoph Kolumbus die Insel und glaubt asiatisches Festland zu betreten. Zu dieser Zeit leben ca. 100.000 indianische Ureinwohner auf der Insel.

1512 Diego de Velàsquez gründet die Stadt Baracoa (Ost Kuba) und macht die Insel zur spanischen Kolonie. 60 Jahren später sind die Ureinwohner ausgerottet, unter anderem durch Verfolgung und Zwangsarbeit in den Zuckerplantagen. Als Plantagenarbeiter holen die Spanier in grosser Zahl schwarzafrikanische Sklaven ins Land.

1552 Havanna baut seinen gut zu schützenden Hafen aus und wird Hauptstadt der Insel.

1700 Tabak wird Hauptexportgut und die Zuckerindustrie ausgebaut. Auf Kuba arbeiten ca. 30.000 Sklaven für die weisse Oberschicht.

1762/1763 Havanna wird von der englischen Kolonialmacht besetzt und ein Jahr später als Gegenleistung für Florida wieder an Spanien abgegeben.

1800 Zucker wird zur wichtigsten Einnahmequelle der Kolonie. Die Zahl der Sklaven steigt auf 300.000 Menschen.

1812 Der Sklavenaufstand wird von den Kolonialisten niedergeschlagen.

1868 erhebt sich die kubanische Bevölkerung erneut gegen Unterdrückung durch die Kolonialmacht. Zwei Unabhängigkeitskriege (1868 bis 1878 und 1895-1898) bringen der unterdrückten Bevölkerung aber keine substantiellen Verbesserungen.

1886 Die Sklaverei wird offiziell aufgehoben.

1895/1899 José Martí führt einen zweiten Unabhängigkeitskrieg an. Er ist bis heute der im ganzen Land verehrte revolutionäre Vordenker, dessen Standbild in jedem Städtchen an prominentester Stelle steht. „La Guantanamera“,die Melodie, die auf ganz Kuba wie auch im Ausland als Sinnbild für die Insel bekannt ist, basiert auf einem Gedicht von Martí, in dem das einfache Landleben einer Bäuerin aus der Region Guantánamo besungen wird. Es ist seit Generationen üblich, dass der Text auch in Improvisationen durch den Sänger der gerade herrschenden Lebenssituation angepasst wird. Damit wird das Lied zu einer Art „Sicherheitsventil der Volksseele“, einer anerkannten Möglichkeit, Sorgen, Ärger, Frust, aber auch Freude und Hingabe auszudrücken.

1899 Die USA stellt sich aus Eigennutz im Kampf der Kubaner gegen Spanien auf die Seite Kubas. Die Spanier verlassen die Insel.

1902 Die Republik Kuba wird ausgerufen. Eine „Pseudorepublik“, denn das Leben auf Kuba wird wirtschaftlich und politisch von den USA bestimmt.

1920 „Tanz der Millionen“. Während des ersten Weltkrieges steigen die Zuckerpreise auf dem Weltmarkt ganz markant. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird auf Kuba unermesslich.

1924 Diktator Machados genannt „der Schlächter“ putscht sich an die Macht. Die Weltwirtschaftskrise trifft Kuba besonders hart.

1925 Gründung der PCC, der kommunistische Partei Kubas als Widerstandsorganisation gegen den Diktator Machado.

1933 Machado wird zum Rücktritt gezwungen. Fulgencio Batista (1901–1973) gelingt es, sich an die Spitze des Militärs zu bringen. 1940 bis 1944 amtierte er als gewählter Staatspräsident Kubas. Unterstützt von Amerika hat Batista die grösste Macht im Land und sorgt für die Durchführung amerikanischer Interessen.

1944 Batista beendet seine Präsidialzeit als einer der reichsten Männer Kubas. Neue Präsidenten folgen, die Korruption bleibt.

1952 Batista stellt sich an die Spitze eines Militärputsches und errichtet einen totalitären Staat (Militärdiktatur). Jede Opposition wird verboten, die Arbeitslosigkeit steigt und die sozialen Spannungen nehmen zu. Die Inselbewohner werden eingeschüchtert, überwacht und terrorisiert. Gehorsam gegenüber Amerika wird verlangt. Zu diesem Zeitpunkt ist die kubanischen Landwirtschaft und Industrie in der Hand von amerikanischen Grossunternehmen und der Mafia. Drogenhandel, Prostitution sowie Erschiessungen von Batista-Gegnern auf offener Strasse sind an der Tagesordnung. In den Städten wie Havanna, Trinidad, Santiago de Cuba, Camagüey leben die (weissen) Reichen in Saus und Braus. In den Armenvierteln der Städte und auch auf dem Lande haben die Menschen zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben. Um 1950 wird Kuba in der internationalen Presse als Traumland gelobt, besungen und vermarktet. Der Welt wird ein Land von Bacardi / Rum und Musik, wunderbaren Stränden mit Palmen und kristallklarem Meer gezeigt, aber weitgehend verschwiegen, dass die Insel von Zuckerbaronen, Mafiosi und Batistas Freunden ausgebeutet wird während die Bevölkerung enorm leidet.

1953 Fidel Castros Versuch mit einer Rebellenarmee zu putschen missglückt. Er wird vor Gericht gestellt. In seiner vierstündigen Verteidigungsrede sagt er den berühmten Satz „La historia me absolverá!“ („Die Geschichte wird mich freisprechen!“)

1954 bringen Scheinwahlen einen 100% Wahlsieg für Fulgenico Batista.

1955 entledigt sich das Batista-Regime seiner Gegner durch Abschiebung in die USA. Auch Fidel Castro ist davon getroffen. Er entscheidet sich nach Mexiko zu gehen, wo er auf Ernesto (Che) Guevara trifft, der dort als Arzt arbeitet. Gemeinsam planen sie den Sturz Batistas.

1956 bricht Fidel Castro auf dem Boot „Granma“ zusammen mit seinem Bruder Raúl Castro, Che Guevara, Camilo Cienfuegos und weiteren 78 Revolutionären von Tuxpan (Mexiko) nach Kuba auf („Bewegung des 26. Juli“). Fidel Castro führt als Kommandant (Comandante en Jefe) die von der Staatsmacht gejagte und stark dezimierte Rebellenarmee (nur ca. 20 Personen überlebten) in die Wälder der Sierra Maestra. Überall schliessen sich junge und alte Männer sowie Frauen an, um als Revolutionäre für ihre Freiheit zu kämpfen.

1959 Castro und Guevara führen den Angriff auf den Regierungspalast in Havanna. Batista flieht am 01.01.1959 in die USA. Am 13. Februar 1959 übernimmt Fidel Castro das Amt des Ministerpräsidenten und mit starker Unterstützung durch das Volk wird eine revolutionäre Volksregierung aufgebaut.

1961 beginnt die Enteignung von vorwiegend ausländischem Grossgrundbesitz, der zu Volkseigentum wird. Die USA brechen darum sämtliche Kontakte mit Kuba ab. In Ermangelung eines Bündnispartners wendet sich Kuba der UdSSR zu, was vor allem von Raúl Castro und Che Guevara forciert wird. Im April 1961 kommt es zur gescheiterten Invasion in der Schweinebucht durch Exilkubaner. Die US Regierung unter J.F. Kennedy plant anschliessend Kuba selber anzugreifen, aber es fehlt ein brauchbarer Vorwand, um den völkerrechtswidrigen Angriff auf Kuba zu rechtfertigen.

1962 Die Sowjetunion fühlt sich durch amerikanische Raketen in arabischen Ländern (vor allem in der Türkei) bedroht und beginnt mit der Stationierung von Mittelstreckenraketen auf Kuba. Amerika verhängt eine totale Seeblockade über Kuba. Der Atomkrieg zwischen den USA und der UdSSR droht. In geheimen Verhandlungen einigen sich die beiden Weltmächte. In Kuba werden keine Raketen stationiert, die USA entfernen ihre Raketen aus der Türkei und versprechen, keinen Angriff auf Kuba mehr zu unternehmen. In der Öffentlichkeit ist von diesem Geheimabkommen jedoch bis vor kurzem nichts bekannt geworden und so geht die US-Regierung als „Sieger“ gestärkt aus der Krise hervor.

1972 tritt Kuba dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe unter kommunistischen Staaten bei (Comecon), wodurch sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung in Kuba drastisch verbessern.

1976 wird die Verfassung der sozialistischen Republik Kuba verlesen. Sie regelt die Menschen- und Individualitätsrechte sowie den Aufbau des Staates und die Funktionsweise des Wahlsystems. Diese Verfassung unterliegt (im Gegensatz zu vielen anderen Staaten) einem ständigen Veränderungs- und Verbesserungsprozess. Zuletzt wurde Anfang 2002 mit Zustimmung des Volkes, die Präambel geändert. Es wurde festgelegt, dass keine kubanische Regierung jemals dem wirtschaftlichen oder militärischen Druck einer imperialen Macht nachgeben darf, sonst verliert sie ihre Legalität.

1986 beginnt ein Prozess, der bis heute anhält: die Fehlerbehebung. Es ist unmöglich, hier alle Änderungen aufzuzählen. Die wichtigsten sind: Übergang zu einer sozialistischen Marktwirtschaft, stärkere Betonung des demokratischen Staatsaufbaus (Verkürzung der Legislaturperioden), legaler Besitz von Dollars, freie Ein- und Ausreise für alle, was allerdings bis jetzt nicht verwirklicht ist!

1989 Der Zusammenbuch des Ostblocks bringt grosse Versorgungsengpässe. Lebensmittel und Treibstoffe werden rationiert. Viele Artikel des täglichen Bedarfs sind nicht erhältlich. Die Regierung muss Wirtschaftsreformen durchführen. Dazu zählen die Öffnung des Landes für den Tourismus, Investitionen ausländischer Geldgeber (Hotels, Industrie) und die Möglichkeit selbständiger Arbeit (Privatinitiative) gegen Lizenzzahlungen. Die Bestimmungen der „Periodo Especial en Tiempo de Paz“ (Sonderperiode in Friedenszeiten) hilft der Bevölkerung, einigermassen zu überleben.

1995 Die US Handelssanktionen werden weiter verschärft. Der Tourismus gewinnt als Devisenquelle zunehmend an Bedeutung.

1998 Johannes Paul II (der Papst des Herzens und Antikommunist aus Polen) spricht deutliche Worte. Auf dem Revolutionsplatz („Plaza de la Revolución“) braucht er ein Duzend Mal das Wort „Freiheit“ und elektrisierte damit Hundertausende (TAZ vom23.03.2012).


2004 An Stelle des Dollars tritt die Binnenwährung des „Peso Convertible“ (CUC) Damit gibt es auf
Kuba zwei offizielle Währungen: den „Peso Cubano“ (CUP) für Kubaner und den “Peso Convertible“ (CUC) für Touristen. Der CUP ist 25 Mal weniger wert, als der CUC.

2008 Fidel Castro tritt von allen seinen politischen Ämtern zurück. Während seiner Amtszeit von 1959 bis 2008 erlebte er 10 verschiedene US Präsidenten.

2012 Papst Benedikt XVI landet am 26.März für einen dreitägigen Besuch auf der Insel, wo das Volk offiziell keine Religion hat, obwohl etwa 80% der Kubaner katholische Werte problemlos mit der Santeria (alte afrikanische Religion) vermischt. Bei seinem Besuch trifft der Papst auf ein anderes Kuba als sein Vorgänger vier Jahre früher. (TAZ 23.03.2012)