Reise nach New Orleans mit der Swiss German Dixie-Corporation

   

Touristen Informationen werben um Gäste mit der Aussage: New Orleans verbreitet französisches Flair. Dieses Versprechen erfüllt sich selbst an der Bourbon Street im French Quater nicht mehr. Es stimmt leider auch nicht mehr, dass diese Weltstadt mit dem herkömmlichen Jazz swingt. Das Gebiet von Louisiana war einst ein beliebtes Ziele für Einwanderer und darum haben sich französische, spanische, indianische, afrikanische, irische, deutsche, karibische und auch englische Einflüsse zu etwas einzigartig Neuem vermischt.  Heute wirkt New Orleans anders, als es die Tourismusindustrie noch immer anpreist, gerade so, wie dort auch keine Baumwolle mehr gepflanzt und verladen wird .
Zusammen mit rund 80 anderen Personen flogen wir als Fangemeinde der Swiss German Dixie-Corporation an Ostern 2005 nach New Orleans. Dort erwartete uns ein abwechslungsreiches Programm, das genug Zeit offen liess, um auch auf eigene Initiative unterwegs zu sein. Bereits während der langen Anreise verkürzten uns die Musiker im Flugzeug und beim unplanmässigen Zwischenhalt auf dem Flugplatz von Atlanta mit ihren schmissigen Klängen die Zeit. Auch auf den Ausflügen in und um New Orleans war die Band immer mit viel Schwung dabei. was auch gerne mit entsprechendem Applaus verdankt wurde.

 

Besuch der „Preservation Hall“
Glaubt man den Reisebüchern und Prospekten, so ist der Besuch in der Preservation Hall ein absolutes "Muss". In der Tat, hier wird Jazz von feinstem Stil geboten. Die Preservation Hall ist noch eines der wenigen Lokale mit swingendem Jazz, wie wir Europäer dies in New Orleans erwarten. Entsprechend gross ist der Andrang zu diesem Lokal. Bis man in der Preservation Hall Musik hören kann, wartet man ohne weiteres bis zu 2 Stunden in einer Kolonne auf dem Gehsteig. Ist man dann endlich im Gebäude drin, kann man während etwas 30 Minuten den alten Melodien zuhören. Dann gibt es eine kurze Pause und man sollte den Platz für die draussen wartenden Gäste frei machen.
„Easter-Parade“, lautstarke Attraktion durch das French Quarter
Seit vielen Jahren organisiert eine heute im hohen Alter stehende, leicht verrückte Lady diese Osterparade auf der Bourbon Street. Frauen und Männer in schönen Kleidern und eigens kreierten Hüten fahren auf Wagen durch das French Quarter und werfen Unmengen von farbenfrohen Halsketten unter das Publikum. Wer Glück hat, erhascht einige dieser Ketten und trägt sie voller Freude während des ganzen Tages.
Happy Easter-Konzert im „Fritzel's Jazz Pub“
An Ostern spielte „unsere Band“ in Fritzel's Jazz Pub an der Bourbon Street. Einmal mehr hörten wir dank unserer Band aus der Bodenseeregion Jazz von besonderer Qualität. Wie man uns sagte, werden in diesem Lokal die Gäste immer mit traditioneller, vorwiegend alter Jazzmusik verwöhnt.
Ausflug in die Sümpfe
Mit viel Wissen gab unsere lokale Reiseleiterin Monika Einblick in die Ursprüngen der Stadt New Orleans, erklärte uns den Totenkult in dieser Sumpfregion, machte uns aufmerksam auf Brücken, die mit 80 Meter langen Pfeilern in Sumpf- und Sandböden verankert werden, berichtete über die Armut vieler schwarzer Einwohner und wies uns auf viele andere Details hin. Weiter Informationen findet man unter >> http://de.wikipedia.org/wiki/New_Orleans  <<. Auf unserem Ausflug in die Bayous, erlebten wir eine für uns unbekannten Naturlandschaft. Unser Boot glitt fast lautlos über ruhige Gewässer und der Bootsführer erklärte uns ökologische Zusammenhänge der reichen Fauna und Flora des Südens. Der Ausflug in die Sümpfe endete mit guter Musik und einem Cajun Barbeque Festessen. Dieses bestand vorwiegend aus Seafood, Kartoffeln, Zwiebeln und Würsten.
New Orleans School of Cooking

   

Viele Kochschulen vermitteln Touristen Einblick in die traditionelle Küche von New Orleans. Auf amüsante Art konnten wir einiges über die Koch- und Essgewohnheiten in Louisiana erfahren. Die Körperfülle des Chefkochs Kevin illustriert deutlich, dass die Küche der Region offensichtlich nahrhaft ist. Verwendet werden vorwiegend Lebensmittel, wie sie die Natur in dieser Gegend liefert. Die einfachen aber schmackhafte Gerichte sind reich an Meeresfrüchten, Fisch und Reis. Beim Demokochen ist die tatkräftige Mithilfe unseres jüngsten Reiseteilnehmers gefragt.
Donna’s Bar & Grill
Wer New Orleans besucht, sollte bei Donna’s Bar & Grill (in der Nähe des Louis Armstrong Parks) einen Zwischenhalt einlegen, auch wenn das Lokal etwas abseits der touristisch ausgebeuteten Bourbon Street liegt. Unsere Band präsentierte ein tolles Konzert mit altbekannten Melodien aus dem Bereich Dixieland and Blues.


<< Hörprobe der Swiss German Dixie-Corporation <<

Mardi Grass
New Orleans wurde an einem Fasnachts-Dienstag (Mardi Grass) im Jahre 1718, von den Franzosen Jean Baptiste Le Moyne und Sieur de Bienville gegründet. Dieser Tag hat für New Orleans und seine Einwohner eine grosse Bedeutung. Zu Fuss erreichten wir den Missisippi, mit der Fähre querten wir den Fluss zur Eastbank und über die Newton Street spazierten wir zum Mardi Grass Museum. Dort tauchten wir mit Hilfe einer Führung in die fantastische Welt von „Mardi Grass“. >> www.mardigrasworld.com << ein.
Tower
An einem Abend sassen wir hoch über den Dächern von New Orleans in einem Drehrestaurant. Bei feinster Musik wollten wir den atemberaubenden Blick auf die Stadt am Mississippi-Delta geniessen. Leider war es windig, neblig und nass und wir hatten daher keine gute Sicht auf die Stadt. Die folgenden Bilder entstanden einen Tag später.
Oster-Gottesdienst in der „Greater St. Stehphen's Baptist Church“

Zusammen mit mehr als tausend Schwarzen durften wir 80 weissen Schweizer und Deutsche Ostern mit einer Gospelmesse feiern. Es war ein eindrückliches Erlebnis der Hingabe an Gott untermauert mit frohen Worten und feinster Gospelmusik.

>> Gospel Musik >>

Sozialpolitische Gedanken
Vorwort: Wir sind uns bewusst, dass unsere folgenden Gedanken subjektiv sind. Um ein objektiveres Urteil abzugeben, müsste wir während längere Zeit in New Orleans leben.
In den Südstaaten (Alabama, Georgia, Mississippi, Louisiana und Carolina) wurde mit Hilfe von Sklaven Baumwolle und Tabak angebaut. Günstiges Klima, fruchtbarer Schwemmboden und genügend Wasser garantierten riesige Ernten und Erträge. Der unermessliche Reichtum der herrschenden weissen Klasse zeigte sich in einer aristokratisch geprägte Pracht, die in vielen Büchern und Filmen nostalgisch umschrieben oder besungen wird.
Die herrschaftlichen Häuser der einstigen Grossgrundbesitzer, die als Aristokraten über ein Heer von Sklaven herrschten, wurden, sofern nicht im Bürgerkrieg zerstört, zu Museen umfunktioniert. Millionen von Touristen kommen jährlich auf ihren Reisen in die Südstaaten, denken dabei an die Musik der Schwarzen, an "Onkel Toms Hütte“ oder die Erfolge von Mahalia Jackson (1911-1972) und Louis Armstrong (1901-1971), beide in New Orleans geboren und aufgewachsen. Die Leidensgeschichte der schwarzen Sklaven wird dabei oft vergessen. Reisebücher und Prospekte versprechen für New Orleans die klassische Südstaaten Idylle. Ob dem so ist, muss jeder Tourist für sich selbst entscheiden.

>> Onkel Thoms Hütte >>

Gegen den Willen der Südstaaten hat die USA 1954 die Rassentrennung aufgehoben und 1965 das Wahlrecht für Schwarze eingeführt. Martin Luther King, der gewaltlose Kämpfer für die Rechte der Schwarzen, erhielt 1964 den Friedensnobelpreis und wurde wenige Jahre darnach(1968) seines Einsatzes wegen ermordet. Sklaven gibt es zwar seit dem Ende des Bürgerkrieges (Sezessionskrieg 1861 – 1865) von Gesetzes wegen keine mehr, aber viele Schwarze und auch Weisse werden als billige Arbeitskräfte ausgenützt. Der gefürchtete Ku-Klux-Klan agiert nicht mehr in der Öffentlichkeit. Heute wird die „White Power Botschaft" von "seriösen" Geschäftsleuten und Politikern im Internet gut getarnt, gegen Minderheiten, Ausländer und die Gleichberechtigung der Schwarzen verbreitet. Der Prozess gegen Edgar Ray Killen aus Mississippi in Sachen KKK endete am 22. Juni 2005 mit einem Schuldspruch. Er wurde nach 41 Jahren wegen Todschlags von 3 jungen weissen Aktivisten schuldig gesprochen. 

>> Zeitungsbericht >>

Auf dem Weg des Südens zur Gleichstellung der Menschen verschiedener Hautfarben zeigen sich seit der Ermordung von Martin Luther King (1968) viele kleinere und grössere Erfolge. Schwarze und Weisse haben das gleiche Recht auf Bildung. Als gut ausgebildeter Schwarzer in New Orleans eine angemessene Stellung zu finden ist im Staate Louisiana allerdings auch heute noch fast unmöglich. Die schwarze Elite, die für weitere Veränderungen dringend gebraucht würde, wandert darum mehrheitlich in die Nordstaaten Amerikas aus.
Im Jahre 1965 gab es in ganz Amerika nur gerade 300 Schwarze in öffentlichen Ämtern. Im Jahre 2002 waren es allein in den Südstaaten mehr als 3000 Schwarze, die in öffentlichen Ämtern tätig waren. Im Staate Louisiana leben heute 67 % Afroamerikaner (in New Orleans 76%), 28 % Weisse und 5 % Andere. Das Verhältnis zwischen Schwarz und Weiss hat sich in New Orleans noch nicht völlig normalisiert, aber immerhin wesentlich entschärft. Das 1880 geprägte Schlagwort „The New South“, wird langsam Realität.
Leibeigene Sklaven mussten vor dem Sezessionskrieg den Glauben ihrer Herren annehmen. 97 % der in Louisiana lebenden Menschen sind Christen. Die Präsenz der Baptistengemeinden, einer Gruppierung von Freikirchen in evangelikaler Tradition, ist in den Südstaaten nicht zu übersehen. Der Ausdruck Bibelgürtel hat offensichtlich seine Berechtigung, denn die zahlreichen Kirchen, die man antrifft, sind auffallend. Der Ostergottesdienst in der „Greater St. Stehphen's Baptist Church“ hat uns sehr beeindruck.
Die konservative Haltung, die von den evangelikalen Kirchen geprägt wird, beeinflusst natürlich das Denken der Menschen im Bibelgürtel. Das hat auch sehr angenehme Seiten. So sagen Südstaatler, dass sie, im Gegensatz zu den Menschen im Norden, keinen teuren „Benimm Kurs“ nötig haben, denn sie lernen bereits als Kinder, wie "man" sich benehmen soll. Wir waren in der Tat angenehm überrascht, wie höflich und oft auch humorvoll uns Auskunft gegeben und spontan Hilfe angeboten wurde.

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Text und Bilder: oph und SEE 07/2005